Am 3. November 1914 starb Georg Trakl, dessen Gedichte zwar in Schulbüchern abgedruckt wurden, der aber alles in allem ein Unbekannter bleibt. Mehrfach wurde versucht Trakl näher zu kommen, zuletzt unter anderem mit einer Bildbiografie von Gunnar Decker. Decker versucht nicht nur Leben und Werk zusammenzubringen, sondern schafft zudem einen intensiven Zugang über die Bilder, die es von Trakl gibt.
„Das vielleicht bekannteste Foto von Georg Trakl wurde im Mai 1914 aufgenommen, etwa sechs Monate vor seinem Tod. Es zeigt den Dichter in einem Lehnstuhl sitzend, die Hände sind wie zum Gebet gefaltet. Der Anzug wirkt ein wenig zu groß, die gestreifte Hose unpassend. Sein Mund ist schmal, die Haare sehr kurz geschnitten, sein Blick ist ängstlich und provokant zugleich. Trakl wirkt auf diesem Bild wie hingesetzt, zum Stillhalten verurteilt. Sobald die Aufnahme erfolgt ist, wird er eilig aufstehen und gehen. Das Foto wurde in Schulbüchern und Lexika weit verbreitet, doch diese zeigen meist nur den Kopfausschnitt. Immerhin, sein Blick reicht schon aus, um das große Paradox in Trakls Erscheinung erkennbar zu machen: seine geradezu herausfordernde Nervosität.“
Die vollständige Besprechung gibt es auf fixpoetry.com
Mein derzeitiger Trakl-Favorit:
Die Ratten
In Hof scheint weiß der herbstliche Mond.
Vom Dachrand fallen phantastische Schatten.
Ein Schweigen in leeren Fenstern wohnt;
Da tauchen leise herauf die Ratten
Und huschen pfeifend hier und dort
Und ein gräulicher Dunsthauch wittert
Ihnen nach aus dem Abort,
Den geisterhaft der Mondschein durchzittert
Und sie keifen vor Gier wie toll
Und erfüllen Haus und Scheunen,
Die von Korn und Früchten voll.
Eisige Winde im Dunkel greinen.